Always on? Warum ich mich bewusst ausklinke
- Carlina Anderes

- 1. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Vor über 20 Jahren bekam ich mein erstes Blackberry. Damals habe ich gelernt: E-Mails beantwortet man sofort, Anrufe nimmt man immer entgegen, egal wo man ist. Was als Ausnahme begann, wurde Normalität. Arbeitszeiten verwischten sich. Ein kurzer Anruf im Zug nach Zürich um morgens in aller Frühe? Kein Problem – das war eben Teil des Jobs.
Über die Jahre kamen immer mehr Kanäle dazu: E-Mail, WhatsApp, Teams, Social Media. Die unausgesprochene Regel: Wer nicht sofort reagiert, gilt als unzuverlässig. Heute wundern wir uns schon, wenn eine WhatsApp-Nachricht nicht innerhalb von Minuten beantwortet wird.
Wenn ständige Erreichbarkeit zum Stressfaktor wird
Dieses „always available“ hat Spuren hinterlassen – bei mir und bei vielen anderen. Unser Nervensystem reagiert auf jedes Vibrieren. Wir greifen automatisch zum Handy, egal ob an der Bushaltestelle, auf dem Weg zur Waschküche oder sogar im Bad.
Dabei vergessen wir schnell, wie sehr uns diese Dauerpräsenz anstrengt. Sie raubt Fokus, Kreativität und manchmal sogar Lebensfreude. Mir wurde klar: Ich kann keine besseren Strukturen für meine Kunden entwickeln, wenn ich selbst im Hamsterrad festhänge.
Kleine Schritte zu mehr Leichtigkeit
Ich habe begonnen, meine Erreichbarkeit bewusst zu steuern. Morgens bleibt mein Handy die erste Stunde aus. E-Mails checke ich nur alle zwei Stunden. Nachrichten beantworte ich gebündelt, nicht zwischendurch. Und wenn etwas wirklich dringend ist, wissen meine Kunden, dass sie mich direkt ansprechen können.
Diese einfachen Regeln haben meinen Alltag leichter gemacht. Ich bin fokussierter und treffe Entscheidungen klarer. Und ich merke: Das Leben findet draussen statt – nicht auf dem Bildschirm.
Offtober: Ein Monat ohne Social Media
Um mir diese Leichtigkeit zu bewahren, gönne ich mir jedes Jahr im Oktober eine digitale Auszeit: den Offtober. Für einen ganzen Monat (und manchmal auch ein paar Tage darüber hinaus) entkopple ich mich von Social Media. In einer Welt, in der Trends über Nacht kommen und gehen und neue Begriffe blitzschnell zum Standard werden, ist das ein Experiment mit Folgen.
Letztes Jahr habe ich weitergearbeitet, Kunden betreut und echte Begegnungen genossen – ohne dauernd online zu sein. Weniger Bildschirmzeit hat mir Leichtigkeit und Fokus geschenkt.
Darum sage ich es klar: Ab dem 1. Oktober bin ich offline auf Social Media. Meine Arbeit läuft weiter, aber meine Energie stecke ich in reale Erlebnisse, echte Gespräche und frische Perspektiven.
Vielleicht probierst du es auch aus – selbst ein paar Tage Digital Detox können erstaunlich viel bewirken.










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